Dichterisches

25
Apr
2010

wenn Blumen brennen...




Ich möchte eine Wiese haben
Mit lauter gelben Dolden drauf:
Die Bienen füllten ihre Waben
Mit süßem Wiesenhonig auf.

Der Löwenzahn, die Mondlaterne,
Verwehte meines Mundes Hauch.
Es flüsterten die Gräser gerne
Am Abend mit dem Pfeifenrauch.

Vielleicht kommst du, wenn Blumen brennen:
Dann biegen wir die Gräser um.
Du musst doch ganz weich liegen können.
Ich wünsche mir die Wiese drum.


Hermann Lenz

21
Apr
2010

Vergiß-mein-nicht




Es blüht ein schönes Blümchen
Auf unsrer grünen Au.
Sein Aug ist wie der Himmel
So heiter und so blau.

Es weiß nicht viel zu reden,
Und alles, was es spricht,
Ist immer nur dasselbe,
Ist nur: Vergißmeinnicht!

Wenn ich zwei Äuglein sehe
So heiter und so blau,
So denk ich an mein Blümchen
Auf unsrer grünen Au.

Da kann ich auch nicht reden,
Und nur mein Herze spricht
So bange nur, so leise
Und nur: Vergißmeinnicht!



August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
April 1798 - Januar 1874

27
Mrz
2010

...



Mein Zimmer duftet königlich fein,
Veilchenprinzessinnen zogen ein.
schwärmen und wärmen mit weichblauen Augen,
fächeln und hauchen schmachtende Lächeln,
winken mit feinen, vornehmen Gliedern,
laden mich ein.
Ich neige mich nieder,
ihr Page bin ich,
ihre Lippen sind mein.
Ich schwöre ewige, ewige Liebe,
sie schweigen so süß,
schauen so ernst aus schwerblauen Augen.
Meinen, Sie, Schwüre und Blumen verwelken?
Sie lächeln und weinen,
meine kleinen Prinzessen.

Max Dauthendey

13
Mrz
2010

An meine Laute




Im leisen und im lauten Spiel

Ertöne süß mein Lautenspiel,

Und muss ich um was Liebes leiden,

Verkläre du mein Liebesleiden

Und lass dein holdes Saitenklingen

Wie Gold nach allen Seiten klingen,

Dass niemand ahnt beim Liederklang,

Wie nur aus Schmerz mein Lied erklang.


Heinrich Seidel

2
Mrz
2010

Arany János

geboren am 2. März 1817 in Ungarn.


Dieses optimistische, aufmunternde Gedicht von ihm spricht mich ganz besonders an:



Stirb singend

Drück, noch wenn der Tod kommt,
die Laute, die Laute
an dich: denn du weißt,
solang du in Übung
bleibst, löst sich, was Trübung war,
tröstlich im Geist.

Drum leg sie nicht nieder.
Auch wenn deine Glieder
nicht sieden von Wein
und Liebe: bereiten
nicht wechselnde Zeiten
dir Freude und Pein?

Schön ist ja das Leben
bis in sein Verschweben.
Nur zehre am Rest
besonnen: erträume
für herbstliche Bäume
kein Sommernachtsfest.

Ist Hoffnung zerstoben,
deckt Aschenrauch droben
die Sonne halb zu, -
genieß das noch Blaue,
zerstreue das Graue,
sei heiterer: Du.

Erschlafft ist die Laute
nicht, nur der vertraute
Klangumfang verrückt:
Nimm's an, und erfahre,
wie oft noch der klare
Gesang dich beglückt.

Stoff? Draußen und innen, -
Gefühle durchrinnen
dein Herz bis zuletzt,
neu gären Ideen.
Nicht faul widerstehen,
die Laute ruft: Jetzt!

Du singe ob einer
dir zuhört, ob keiner,
gab Gott dir das Glück.
Und mag auch dein Singen
so nutzlos verklingen
wie Grillenmusik.


Arany János

27
Feb
2010

Lobgesang

Wie das Meer
ist die Liebe:
unerschöpflich,
unergründlich,
unermesslich:
Woge zu Woge
stürzend gehoben,
Woge in Woge
wachsend verschlungen,
sturm-und-wetter-geberdig, nun,
sonneselig nun,
willig nun dem Mond
die unaufhaltsame Fläche -
doch in der Tiefe
stetes Walten ewiger Ruhe,
ungestört,
undurchdringbar dem irdischen Blick,
starr verdämmernd in gläsernes Dunkel -
und in der Weite
stetes Wirken ewiger Regung,
ungestillt,
unentwirrbar dem irdischen Blick,
wild verschwimmend im Licht der Lüfte:
Aufklang der Unendlichkeit
ist das Meer,
ist die Liebe.


Richard Dehmel

14
Feb
2010

Wir gehen am Meer...



Wir gehen am Meer im tiefen Sand


Wir gehen am Meer im tiefen Sand,
Die Schritte schwer und Hand in Hand.
Das Meer geht ungeheuer mit,
Wir werden kleiner mit jedem Schritt.
Wir werden endlich winzig klein
Und treten in eine Muschel ein.
Hier wollen wir tief wie Perlen ruhn,
Und werden stets schöner, wie die Perlen tun.

Max Dauthendey

6
Feb
2010

Die hohen Tannen...

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Rainer Maria Rilke

29
Jan
2010

An die Bäume im Winter

Gute Bäume, die ihr die starren, entblätterten Arme
Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!
Ach, ihr müsst noch harren, ihr armen Söhne der Erde,
Manche stürmige Nacht, manchen erstarrenden Tag!
Aber dann kommt wieder die Sonne mit grünendem Frühling
Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?
Harre geduldig, Herz, und birg in die Wurzel den Saft dir!
Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.

Johann Gottfried Herder

*

25
Jan
2010

Winterblumen

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