Buddha-Natur
Der Buddhismus lehrt, dass unserer Vorstellung von einem beständigen Ich in der Wirklichkeit nichts entspricht. Es ist vielmehr eine bloße Idee, die wir über unsere tatsächliche Erfahrung breiten, und diese Erfahrung ist von grundsätzlich unbeständiger und diskontinuierlicher Natur. Wir sind so zutiefst überzeugt von dieser Idee, weil wir uns unseres Seins, unserer Existenz, vor allem aber unseres Fortbestands und unserer Kontinuität versichern möchten - wir möchten immer mehr sein und alles beherrschen und unter Kontrolle haben, wir möchten nicht enden, nicht sterben. Aus diesem Widerspruch zwischen unserem Beharren auf einem beständigen Ich und der Tatsache, dass es solch ein Ich nicht gibt, entsteht das für das Menschsein typische Leiden. Wenn die Wirklichkeit einfach nicht so sein will, wie wir sie haben und machen wollen, leiden wir. Je mehr wir zu leugnen versuchen, was wir tatsächlich erfahren, desto tiefer wird unser Leiden und desto verbissener verteidigen wir unseren Wahn und werden immer egozentrischer, neurotischer, eigennütziger, ja niederträchtiger.
Alle Menschen erfahren, und sei es noch so vage, die Realität der Vergänglichkeit und Diskontinuität, und darin bekundet sich, als Widerschein, eine Intelligenz von außerordentlicher Klarheit. Es ist die Intelligenz, die allen Wesen innewohnt und die Dinge so wahrnimmt, wie sie sind (yatha-bhutam). Diese Wahrnehmung oder Intelligenz ist natürlich grundlegender als die Ich-Vorstellung; sie ist das, was man "Buddha-Natur" (buddha-gotra) nennt. Buddha-Natur ist das, was dem Menschsein zugrunde liegt. Der Ich-Glaube ist eine eher nebensächliche, eher oberflächliche Hinzufügung. Dieser Glaube kann zwar die Buddha-Natur mehr oder weniger verdecken und verdunkeln, aber er wird sie niemals zerstören oder beschädigen oder auch nur auf sie abfärben. Wir mögen die Wahrheit - dass es kein Ich gibt - noch so heftig leugnen, es wird uns doch nie gelingen, der Unwahrheit - dass es ein Ich gibt - zum Sieg zu verhelfen. Und nicht nur das: Je neurotischer und verbissener wir an unserem Wahn festhalten, desto mehr schaden wir uns selbst und anderen.
Aus: Ein Mann namens Buddha. Sein Weg und seine Lehre
Alle Menschen erfahren, und sei es noch so vage, die Realität der Vergänglichkeit und Diskontinuität, und darin bekundet sich, als Widerschein, eine Intelligenz von außerordentlicher Klarheit. Es ist die Intelligenz, die allen Wesen innewohnt und die Dinge so wahrnimmt, wie sie sind (yatha-bhutam). Diese Wahrnehmung oder Intelligenz ist natürlich grundlegender als die Ich-Vorstellung; sie ist das, was man "Buddha-Natur" (buddha-gotra) nennt. Buddha-Natur ist das, was dem Menschsein zugrunde liegt. Der Ich-Glaube ist eine eher nebensächliche, eher oberflächliche Hinzufügung. Dieser Glaube kann zwar die Buddha-Natur mehr oder weniger verdecken und verdunkeln, aber er wird sie niemals zerstören oder beschädigen oder auch nur auf sie abfärben. Wir mögen die Wahrheit - dass es kein Ich gibt - noch so heftig leugnen, es wird uns doch nie gelingen, der Unwahrheit - dass es ein Ich gibt - zum Sieg zu verhelfen. Und nicht nur das: Je neurotischer und verbissener wir an unserem Wahn festhalten, desto mehr schaden wir uns selbst und anderen.
Aus: Ein Mann namens Buddha. Sein Weg und seine Lehre
Ambrosia - 8. Mai, 11:52